Umstrittenener Tren Maya in Mexiko: Von oben durchgedrückt

Mexikos scheidender Präsident nimmt bei einem Mega-Eisenbahnprojekt keine Rücksicht auf die Indigenen. Einst war er ein Hoffnungsträger auch für sie.

Mexikos Präsident Obrador steht in einem Zugabteil

Ein Prestigeprojekt: Präsident Obrador am 15. Dezember im Tren Maya Foto: reuters /Jose Luis Gonzalez

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador ist ein glänzender Rhetoriker, der die Hoffnungen der breiten Bevölkerung in seinen Reden zu bedienen weiß. Im August 2021 verkündete er, dass es keine Rechtfertigung dafür gebe, anderen Nationen oder Kulturen mit Gewalt ein politisches, wirtschaftliches, soziales oder religiöses Modell aufzuzwingen.

Doch das größte Infrastrukturprojekt der jüngeren mexikanischen Geschichte, das Eisenbahn-Neubauprojekt Tren Maya, brettert über die Rechte der indigenen Völker, Nachkommen der Maya, mit Höchstgeschwindigkeit hinweg. Einbindung, Abstimmung der Streckenführung, Zustimmung zur Nutzung indigener Territorien – Fehlanzeige. Das mindestens 30 Milliarden US-Dollar schwere Investitionsprojekt, welches den gesamten Südosten Mexikos laut den vollmundigen Ankündigungen des Präsidenten aus der Armut katapultieren soll, wurde über die Köpfe der dort lebenden indigenen Völker konzipiert und trotz der Proteste von etlichen Umweltorganisationen von oben durchgedrückt.

Verantwortlich dafür ist der Präsident höchstpersönlich, der sich immun gegen Kritik zeigt und sich zum Ausklang seiner sechsjährigen Amtszeit mit einem Erfolgsprojekt verabschieden will. Dafür hat der Linkspopulist, der ursprünglich angetreten war, um Korruption und Straflosigkeit zu bekämpfen, sich nicht nur über etliche Millionen seiner Wähler der indigenen Minderheit hinweggesetzt, sondern auch die Justiz des Landes düpiert.

Deren formale Unabhängigkeit hat er mit der Deklarierung des Tren Maya als sogenanntes Projekt im Interesse der nationalen Sicherheit mit Füßen getreten. Obendrein hat er die Umsetzung seines Lieblingsprojekts in die Hände der Militärs gelegt, das in den vergangenen sechs Jahren zum stützenden Pfeiler seiner Politik wurde. Das zeugt von einem wenig demokratischen Geist des Mannes, der einst ein Hoffnungsträger für viele war und einmal angetreten war, die Situation der breiten Bevölkerung zu verbessern. Davon ist wenig geblieben – und der Tren Maya ist dafür ein Paradebeispiel.

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