Vatikan gegen Synodalen Rat: Weg frei für den freien Fall

Mit dem Synodalen Weg begann die deutsche Bischofskonferenz an menschenfreundlicheren Strukturen zu arbeiten. Jetzt kam ein Veto aus Rom.

Papst Franzikus trägt eine Mitra und macht einen nachdenklichen Eindruck

Laut Vetobrief aus Rom spreche das Kirchenrecht gegen den Synodalen Rat Foto: Andrew Medichini/dpa

Ewig und gottgegeben ist nichts in der Geschichte. Wenn Institutionen dennoch an solchen Kategorien festhalten, gefährden sie sich – in informierten Gesellschaften – selbst. Das musste die britische Monarchie lernen. Das sollten auch die Monarchisten im Vatikan zur Kenntnis nehmen, die den Synodalen Rat verhindern wollen.

Rom war eigentlich schon einmal auf einem guten Weg. Von 1962 bis 1965 tagte das Zweite Vatikanische Konzil. Es akzeptierte endlich die Menschenrechte, beschrieb die Kirche recht demokratisch als „wanderndes Volk Gottes“ und betonte die Dienstfunktion des Klerus. Es teilte die Macht und stärkte die Ortsbischöfe.

Johannes Paul II. und Benedikt XVI. versuchten die Una Sancta Catholica dann wieder zu zentralisieren, verloren aber so viele Schäfchen wie nie zuvor. Nicht zuletzt wegen des Abgrunds sexualisierter Gewalt, der sich hinter den vergoldeten Fassaden verbarg. Gegen Benedikt steht immer noch eine Zivilklage im Raum. Auch andere deutsche Oberhirten versagten und vertuschten.

Doch 2018 sah die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) zumindest ein, dass sie mit ihrem Latein am Ende war, und begann mit Betroffenen, Frauen und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen im Synodalen Weg an menschenfreundlicheren Strukturen zu arbeiten. Am Ende des Reformprozesses soll mit dem Synodalen Rat ein stetiges, gewähltes Gremium der DBK bei Leitungsentscheidungen zur Seite stehen.

Eine Handvoll deutscher Traditionalisten und ihre Verbündeten in Rom wollen das verhindern. Kurz vor der DBK-Vollversammlung, auf der am Montag in Augsburg der nächste Schritt beschlossen werden sollte, kam der Vetobrief aus Rom: das Kirchenrecht spräche gegen den Synodalen Rat.

Es gibt nur eine Instanz, die im Kirchenrecht über dem Heiligen Stuhl steht: das Gewissen. Dem sollten die deutschen Bischöfe jetzt folgen und Rom zum Trotz den Synodalen Weg zu Ende gehen. Für viele Ka­tho­li­k:in­nen war er die letzte Chance, die sie ihrer Kirche gegeben haben. Wird die vertan, droht der freie Fall.

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Redakteur im Politik-Team der wochentaz. Schreibt öfter mal zu Themen queer durch die Kirchenbank. Macht auch Radio. Studium der Religions- und Kulturwissenschaft, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Mehr auf stefan-hunglinger.de

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