Vogelgrippe bedroht Tierwelten: Seehunde und Milchkühe infiziert

Zehntausende Robben sind an der Vogelgrippe gestorben. In den USA erkranken Milchkühe. Die größte Vogelgrippenwelle könne „artengefährdend“ werden.

Ein Wissenschaftler nimmt Proben an durch die Vogelgrippe verendeten Robben

Ein Wissenschaftler nimmt Proben an durch die Vogelgrippe verendeten Robben Foto: Instituto Antartico Chileno/reuters

BERLIN taz | Die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle breitet sich aus. Jetzt ist das Virus auch bei einigen Milchkühen in den USA nachgewiesen worden. Die Krankheit sei vor allem bei älteren Kühen in den Bundesstaaten Texas, Kansas und New Mexico aufgetreten, teilte das US-Landwirtschaftsministerium in Washington mit.

Das Virus führe dazu, dass die Kühe weniger Appetit haben und weniger Milch geben. Wahrscheinlich seien die Kühe von Wildvögeln angesteckt worden. Auch in unverarbeiteter Milch sei der Erreger entdeckt worden. Die Sicherheit und Lieferbarkeit von Milch in den USA sei aber nicht gefährdet.

Die aktuelle Vogelgrippewelle erstreckt sich über mehrere Erdteile und befällt vor allem Vögel. Im vergangenen Sommer wütete das Virus beispielsweise unter den bedrohten Seeschwalben in der Nordsee, sagt Timm Harder. Der Leiter des nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald erinnert sich: „Da sind ganze Kolonien ausradiert worden.“

Der Erreger wurde aber auch bei mehreren Säugetieren gefunden. Seehunde, Seelöwen und See-Elefanten scheinen sehr anfällig für das Virus zu sein. So hat sich die Vogelgrippe beispielsweise in Chile und dem Norden der USA in der Robbenpopulation verbreitet. In Südamerika ist die Lage besonders schlimm: Dort starben schon mehr als 20.000 Seelöwen in Chile und Peru und Tausende See-Elefanten in Argentinien.

Vogelgrippe verbreitet sich wie ein Lauffeuer

Bei domestizierten Tieren lässt sich das Virus kontrollieren, in der freien Natur nicht. Für Meeressäugetiere, für die der Erreger völlig neu ist, habe das verheerende Folgen, sagt Marcela Uhart. Die Tierärztin an der University of California erklärte: „Wenn das Virus erst einmal in der Tierwelt ist, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer, solange es anfällige Tiere und Arten gibt.“

„Das ist noch nie dagewesen“, betont Harder. Die dynamische Entwicklung der aktuellen Welle könne „artengefährdend“ werden. Experten vermuten, dass das Virus auch für den Tod Hunderter bedrohter Kaspischer Robben in Russland im vergangenen Jahr verantwortlich gewesen sein könnte.

Auch ein Zusammenhang der Viruswelle mit dem Klimawandel wird vermutet. Höhere Meerestemperaturen vor Nordchile führten zu einem Rückgang der Fischpopulationen, was die Seelöwen schwäche und anfälliger für Krankheiten mache, erklärt Liesbeth van der Meer, Direktorin der Umweltorganisation Oceana in Chile.

Harder sieht noch keine Bedrohung für den Menschen: „die aktuelle Version scheint nicht besonders zoonotisch zu sein.“ Das Virus wechselt also nicht leicht von Tieren auf den Menschen. Das müsse jedoch nicht so bleiben, gibt er zu bedenken. Trotzdem seien in Deutschland bisher nur einzelne Säugetiere von dem Virus befallen worden.

Testsystem hilft Deutschland

Anders als auf dem amerikanischen Kontinent, konnte sich das Virus hier beispielsweise nicht in einer ganzen Fuchspopulation ausbreiten. „Wir können von Glück reden“, bewertet Harder die Situation im Vergleich mit der Vogelgrippewelle im Jahr 2006.

Die Seuchenbekämpfer seien sehr aufmerksam und und würden Entwicklung und Verbreitung des Virus bei deutschem Geflügel genau beobachten. In der Vergangenheit wurde ein großflächiges Testsystem aufgebaut.

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