Zentral- und Landesbibliothek: Lafayette als Klimaschutz

Der CDU-Kultursenator verteidigt seinen Plan, mit der ZLB ins Lafayette-Gebäude nach Mitte zu ziehen – und teilt gegen den Koalitionspartner SPD aus.

Das Lafayette in Berlin-Mitte

Shoppen war gestern: Die Kette Galeries Lafayette soll 2024 die Friedrichstraße verlassen Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN taz | Die Erreichbarkeit, die Architektur, der ökologische Nachnutzungsaspekt: Kultursenator Joe Chialo warb am Montag noch einmal mit Verve für einen Umzug der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in das Lafayette-Gebäude in Mitte. Das entsprechende Verkaufsangebot des Eigentümers der Immobilie an der Friedrichstraße sei und bleibe eine „nicht unkomplizierte, aber sensationelle Möglichkeit“ für Berlin, sagte der CDU-Politiker im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses.

Ohne die SPD direkt beim Namen zu nennen, ging Chialo bei der Gelegenheit auch den eigenen Koalitionspartner an. Wie berichtet, hatte sich die SPD zuletzt klar gegen einen Ankauf und Umbau des Lafayette gestellt und insbesondere die hohen Kosten kritisiert. Die kulturpolitische Fraktionssprecherin Melanie Kühnemann-Grunow hatte stattdessen eine Stärkung der Kiezbibliotheken gefordert.

Chialo keilte nun Richtung SPD zurück: „Wir erweisen den Berlinerinnen und Berlinern einen Bärendienst, wenn wir uns hier unnötig verkämpfen, statt an einem Strang zu ziehen.“ Und überhaupt: Der Versuch, die Bezirksbibliotheken „auszuspielen“ gegen die ZLB – „das funktioniert aus meiner Sicht nicht“.

Der Kultursenator bestätigte dabei noch einmal das Kaufpreisangebot des Immobilieneigentümers Tishman Speyer in Höhe von fast 600 Millionen Euro, immerhin gut das Doppelte dessen, was der Investor Anfang 2022 selbst für den Kaufhauskomplex bezahlt haben soll. „Ich betone aber, dass in diesem Angebot die bauliche Herrichtung zur Umnutzung des Gebäudes als Zentral- und Landesbibliothek enthalten ist“, sagte Chialo am Montag zu der 600-Millionen-Offerte. Zudem stehe man erst „komplett“ am Anfang der Verhandlungen.

Bislang heißt es: Kein Geld, nirgends

Wie in der Senatskulturverwaltung sorgt die erstmals vor gut zwei Wochen öffentlich gemachte Ablehnung der Lafayette-Idee durch die SPD auch in der Bibliotheksszene für Unmut. Statt Scheindebatten zu führen, sollte das Land „die Gelegenheit beim Schopf packen“ und ernsthaft mit dem Eigentümer des Lafayette-Gebäudes verhandeln, sagte Regina Kittler, die Berliner Landeschefin des Deutschen Bibliotheksverbands, zur taz. Für sie ist klar: „Bei einer solch einmaligen Chancen muss Berlin jetzt mal springen.“

Fakt ist freilich auch, dass aktuell niemand weiß, mit welchem Geld das Land die Sprungübung bezahlen will. Chialos Aufkaufplan findet sich bislang mit keiner Zeile im Senatsentwurf für den Doppelhaushalt 2024/25. Auch in der jetzt von Finanzsenator Stefan Evers (CDU) nachgereichten mittelfristigen Finanzplanung sucht man die Idee vergeblich.

Bibliothekslobbyistin Regina Kittler sagte, man brauche sich da nichts vormachen. Aus dem regulären Haushalt sei das Projekt sicherlich nicht finanzierbar, „und aus dem ohnehin engen Kulturetat schon gar nicht“. Aber, so ihre Idee, eventuell aus dem geplanten, bis zu 10 Milliarden Euro schweren Sondervermögen Klimaschutz. „Die Nachnutzung eines Kaufhauses als Kulturstandort ist definitiv ein großer Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit. Das müsste man wenigstens prüfen.“

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