Gebrauchsanweisung zum Stromsparen: Trockner raus und Stecker ziehen

Ab 1. Januar erhöhen die Stromversorger ihre Preise im Schnitt um 12 Prozent. Einige Tipps, wie man dennoch die Energiekosten reduziert.

„Stecker-ziehen“ schont nicht nur den Geldbeutel, auch die Umwelt freut sich Bild: imago/blickwinkel

Wenige Tage noch, dann wird Strom deutlich teurer; die meisten Anbieter schlagen um zehn bis zwölf Prozent auf. Und doch sind die Kunden ihrer Stromrechnung nicht ganz so schutzlos ausgeliefert, wie es die politische Debatte der vergangenen Wochen suggerierte. Daher nun: eine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit steigenden Strompreisen.

Was bringt mir ein Wechsel des Stromanbieters?

Vorweg: Wettbewerb lebt von mündigen Verbrauchern, die ihren Lieferanten kritisch beäugen. Deswegen ist unzufriedenen Kunden schon aus grundsätzlichen Erwägungen ein Stromwechsel immer zu empfehlen. Bei Preiserhöhungen besteht übrigens ein Sonderkündigungsrecht – und alternative Stromhändler gibt es am Markt genug. Aber aufgepasst: Unbedingt Anbieter meiden, die fürs ganze Jahr Vorkasse verlangen (gehen die nämlich pleite, kann das Geld weg sein – alles schon da gewesen).

Oft lässt sich auch mit dem Wechsel zu Ökostrom zugleich Geld sparen, wie das Aktionsbündnis „Atomausstieg selber machen“ kürzlich darstellte: In 77 der 100 größten Städte gibt es mindestens einen Ökostromtarif, der günstiger ist als der örtliche Grundversorger. (Das ist der Anbieter, der einen beliefert, wenn man gar nichts unternimmt.) Es lohnt sich also, aktiv zu werden.

Aber wie geht das mit dem Wechsel?

Nichts leichter als das: Formular des neuen Anbieters ausfüllen (gibt es oft im Internet), Kopie der letzten Stromrechnung beilegen (wichtig wegen der Zählernummer und der Höhe des Verbrauchs) – und schon regelt der neue alles.

Er kündigt auch den Vertrag beim alten Versorger und teilt dem Kunden dann den Lieferbeginn mit. Ins Haus kommen muss für den Wechsel niemand, technisch bleibt alles wie gehabt – auch die Versorgungssicherheit.

Nun geht es ans Stromsparen, wo fange ich an?

Zuerst mal damit, den eigenen Verbrauch zu ermitteln (den kennen nämlich erstaunlich wenige Verbraucher). Also: einen Blick auf die letzte Stromrechnung werfen. Nötig ist das, um zu sehen, wo man eigentlich steht im Spektrum zwischen Ökofuchs und Stromverschwender.

Dann folgt der Blick auf eine Vergleichstabelle. Die Elektrizitätswerke Schönau zum Beispiel haben zusammen mit dem Bund der Energieverbraucher eine solche erstellt: Ein umsichtiger Ein-Personen-Haushalt kommt mit 750 Kilowattstunden im Jahr aus, zwei Personen mit 1.450, drei Personen mit 1.800, vier Personen mit 2.150 und fünf Personen mit 2.450 Kilowattstunden.

Und wenn ich die letzte Stromrechnung gerade nicht greifbar habe?

Dann gibt der monatliche Abschlag Hinweise. Eine Person kann mit 25 Euro pro Monat für Strom gut auskommen, zwei Personen mit 40 Euro. Für jede weitere Person kommen im Sparhaushalt 10 Euro hinzu. Macht 60 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt. Wer mehr bezahlt, hat eindeutig das Potenzial zum Sparen.

Wenn ich nun mehr verbrauche als diese Vergleichshaushalte, wo fange ich an?

Zuerst einmal dort, wo keine oder nur minimale Investitionen nötig sind. Und das heißt vor allem: ausschalten, was gerade nicht gebraucht wird. Etwa den Fernseher und was es sonst an Unterhaltungselektronik gibt. Oder auch den DSL-Router, wenn der Computer nicht benutzt wird.

Klingt banal, kann aber mitunter die anstehende Preiserhöhung zu einem guten Teil kompensieren. Hilfreich dabei: eine schaltbare Steckerleiste. So lassen sich mit nur einem Knopfdruck auch mehrere Geräte aus- und bei Bedarf wieder einschalten.

Das ist alles Kleinkram, wo kann ich richtig viel rausholen?

Überall dort, wo mit Strom Wärme erzeugt wird. Wäschetrockner zum Beispiel sind wahre Energieschleudern, manche Modelle verbrauchen pro Ladung vier Kilowattstunden (macht jedes Mal einen ganzen Euro für Strom!). Ein dicker Brocken sind auch elektrische Durchlauferhitzer in Küche und Bad; 50 Euro für Warmwasser sind dann für eine Familie jeden Monat schnell weg.

Klar – wer solche Stromfresser installiert hat und nicht Eigentümer der Wohnung ist, kann wenig dagegen machen. Wasser sparen, Duschen statt Baden, und niemals zu heiß – das ist alles, was man raten kann. Der wichtigste Tipp betrifft hier die Wohnungssuchenden: Finger weg von solchen energievergeudenden Behausungen.

Waschmaschine und Spülmaschine machen auch aus Strom Wärme – was ist da möglich?

Die Waschmaschine kann man ans Warmwasser anschließen (meistens braucht man dazu ein Vorschaltgerät); so spart man Strom und Geld, denn Wärme aus der Gasheizung kostet nur ein Drittel im Vergleich zur Elektrowärme. Ideal ist natürlich eine Solaranlage, die warmes Wasser direkt vom Dach liefert.

Auch Spülmaschinen kann man ans Warmwasser anschließen, doch der Einspareffekt ist hier deutlich geringer. Viel lässt sich durch klugen Einsatz der Waschmaschine sparen. Das heißt: Nie heißer als nötig, meistens reichen 60 Grad, oft auch 40. Eine Wäsche mit 60 Grad ohne Vorwäsche spart gegenüber einer solchen mit 90 Grad und Vorwäsche mehr als 40 Prozent Energie.

Und man sollte man die Maschine immer voll beladen. Wer dann am Ende noch gut schleudert (1.200 oder besser noch 40 1.400 Umdrehungen), kann locker ohne Trockner über die Runden kommen.

Und was kann man in der Küche sparen?

Ein Gasherd ist viel sparsamer als ein Elektroherd. Aber weil der Umstieg für die meisten Haushalte nicht so einfach möglich ist, muss man sich oft mit dem Elektroherd arrangieren. Wasser kocht man dann besser im Wasserkocher, das ist sparsamer. Töpfe müssen exakt auf die Platten passen.

Rechtzeitig abschalten und Nachwärme nutzen sind wichtig. Gleiches gilt für den Backofen: nicht vorheizen. Und in der Umluftvariante spart der Ofen viel Energie (auch weil man ihn besser ausnutzen kann, zum Beispiel weil man zwei Kuchen übereinander stellen und somit gleichzeitig backen kann). Beim Kühlschrank unterdessen kann man viel Strom sparen, wenn man ihn nicht zu kalt einstellt – sieben Grad reichen aus.

Beim Neukauf: nicht von den irritierenden Effizienzklassen blenden lassen. Ein Kühlschrank der Klasse A ist längst nicht mehr Stand der Technik, A+++ ist heute das Maß der Dinge. Und auch kluges Haushaltsmanagement spart Energie: Ware aus der Tiefkühltruhe taut man am besten im Kühlschrank auf, dann geht die darin gespeicherte Kälte nicht verloren.

Kommen wir zum Licht, was geht da?

Die Zeit der Energiesparlampen ist vorbei, LEDs sind die bessere Alternative – sie sind extrem sparsam, halten fast ewig, und sie werden für Normfassungen (E27, E14) immer günstiger angeboten. Sie rechnen sich bereits alleine durch ihre längere Lebensdauer im Vergleich zur Glühbirne – der eingesparte Strom kommt dann noch als Bonus hinzu. So sinnvoll sparsame Glühbirnen sind, man sollte deren Effekt aber nicht überschätzen: Der Anteil des Lichts am Stromverbrauch macht in Haushalten oft nur 8 bis 10 Prozent aus.

Was kann ich bei der Unterhaltungselektronik rausholen?

Beim Computer-Monitor, wie beim Fernseher gilt: LCD ist immer besser als Röhre. Und der Laptop schlägt den normalen Computer, denn er ist auf Effizienz getrimmt; der Akku soll ja lange halten. Trotzdem gilt: Einen neuen Computer nur wegen der Stromeinsparung zu kaufen ist Humbug. Die Energie, die in der Produktion gebraucht wird, holt man nie wieder rein.

Und was den Fernseher betrifft: Flachbild ist nicht gleich sparsam, Plasmafernseher verbrauchen im Vergleich zu LCD meistens mehr Strom. Grundsätzlich sollte man beim Kauf eines Elektrogerätes immer den Stromverbrauch beachten. Und man sollte sich vor dem so genannten Reboundeffekt hüten: Wenn sparsame Geräte dazu führen, dass man umso mehr Geräte kauft, ist nichts gewonnen.

Als Hauseigentümer möchte ich noch mehr tun!

Dann unbedingt einen Blick auf die Heizungspumpe werfen, die das Wasser in den Heizkörpern zirkulieren lässt. Vermutlich braucht die zu viel Strom. Faustregel: Man teilt einfach die beheizte Wohnfläche durch fünf – so reichen zum Beispiel für 150 Quadratmeter Wohnfläche 30 Watt Leistung aus.

Eine andere Faustregel orientiert sich an der Heizleistung – pro Kilowatt Kesselleistung ist ein Watt Pumpenleistung nötig. Verbraucht die Pumpe mehr, besteht Einsparpotenzial. Das klingt nach Kleinkram, aber es kommt einiges zusammen, Heizungspumpen machen etwa 10 Prozent des Stromverbrauchs in Haushalten aus. Das Sparen ist zudem wirtschaftlich, die Investitionskosten für eine neue Pumpe amortisieren sich oft in wenigen Jahren.

Wo finde ich weitere Informationen?

Beim Kauf von Elektrogeräten ist zuvor ein Blick auf die Liste Ecotopten empfehlenswert, die das Öko-Institut zu vielen Produktgruppen bereithält (www.ecotopten.de). Und viele Fragen des Alltags beantwortet auch die Broschüre „Schönauer Strom- und Energiespartipps“, die von den Schönauer Elektrizitätswerken zusammen mit dem Bund der Energieverbraucher regelmäßig überarbeitet wird. Erhältlich auch als pdf auf den EWS-Seiten.

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