+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine greift Flugplatz auf Krim an

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen russischen Militärflugplatz auf der Krim angegriffen. Polen und Ukraine legen ihren Getreidestreit nieder.

Ein Gerstenfeld

Gerstenfeld in der Nähe von Odessa Foto: Igor Tkachenko/reuters

Ukrainische Kräfte griffen russischen Flugplatz auf Krim an

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben am Donnerstag einen russischen Militärflugplatz auf der Halbinsel Krim angegriffen. Der Flugplatz befinde sich in der Nähe der Stadt Saky, teilte die Armee im Onlinedienst Telegram mit. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich dort mindestens ein Dutzend Kriegsflugzeuge und ein Panzir-Raketenabwehrsystem befunden, hieß es aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU, der an dem „kombinierten Angriff“ in der Nacht zum Donnerstag beteiligt war.

Russland hatte die Krim im Jahr 2014 annektiert. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nahm die ukrainische Armee die Halbinsel immer wieder ins Visier. Die ukrainische Führung hat wiederholt erklärt, die Krim zurückerobern zu wollen. (afp)

Polen und Ukraine legen Getreidestreit nieder

Im Streit über das polnische Importverbot für ukrainisches Getreide bemühen sich die Agrarminister beider Länder um einen Ausweg. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj telefonierte am Donnerstag mit seinem polnischen Kollegen Robert Telus, wie die Regierung in Kiew mitteilte. Sie seien übereingekommen, eine Lösung zu finden, „die den Interessen beider Länder Rechnung trägt“. Grundlage sei ein Vorschlag der Ukraine, der aber nicht näher ausgeführt wurde. Polen werde diesen Plan prüfen und eigene Vorschläge dazu machen, teilte Solskyjs Ministerium mit.

Telus sagte nach Angaben der Agentur PAP, er freue sich, dass die Ukraine nun direkt mit Polen rede. Kiew solle eine Klage vor der Welthandelsorganisation WTO zurückziehen, forderte er. (dpa)

Polen gegen Sitz für Deutschland im UN-Sicherheitsrat

Polen hat sich gegen einen ständigen Sitz für Deutschland im UN-Sicherheitsrat ausgesprochen. Ein entsprechender Vorstoß des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sei aus polnischer Sicht „ziemlich seltsam“ und „eine große Enttäuschung“, sagte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Donnerstag dem öffentlich-rechtlichen polnischen Rundfunk. Selenskyj scheine sich nicht zu erinnern, dass Deutschland der Ukraine zu Beginn des russischen Angriffskriegs nicht zu Hilfe gekommen sei.

Selenskyj hatte am Mittwoch im UN-Sicherheitsrat einen ständigen Sitz für Deutschland in dem Gremium gefordert. Dem Sicherheitsrat gehören derzeit 15 der 193 UN-Mitgliedstaaten an. Fünf Atommächte sind ständig dabei und haben Vetorecht bei allen Entscheidungen: die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Einige der anderen 188 Mitgliedstaaten wechseln sich auf den verbleibenden zehn Sitzen alle zwei Jahre ab.

Deutschland solle zunächst im Verhältnis zu Polen die Verantwortung für die im Zweiten Weltkrieg angerichteten Zerstörungen übernehmen, sagte Blaszczak weiter. „Die Forderung nach Kriegsreparationen, die wir an Deutschland gestellt haben, ist immer noch gültig.“ (dpa)

Russische Truppen leiden unter ausbleibender Rotation

Die russischen Truppen in der Ukraine leiden nach britischer Einschätzung unter dem Fehlen von Reserven. Das britische Verteidigungsministerium betonte zum Jahrestag der russischen Teilmobilmachung, die ausbleibende Rotation von Kampfeinheiten sei einer der wichtigsten Faktoren für die niedrige russische Moral. Zudem könne die russische Armee dadurch ihre Truppen nicht gut ausbilden. „Der Mangel an einer solchen Ausbildung trägt höchstwahrscheinlich zu den Schwierigkeiten Russlands bei der erfolgreichen Durchführung komplexer Offensivoperationen bei“, hieß es in London weiter.

Das Ministerium verwies auf Aussagen des früheren Generals Andrej Kartapolow, des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament. Demnach seien mobilisierte Soldaten für die gesamte Dauer der „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg gegen die Ukraine in Russland genannt wird, zum Dienst verpflichtet. Zudem habe Kartapolow gesagt, es sei nicht möglich, Personal aus dem Kampfgebiet zu rotieren. Dies sei ein „erneutes Eingeständnis der schwierigen Situation an der Front“, betonte das britische Ministerium. (dpa)

Polen liefert keine Waffen mehr an die Ukraine

Polen liefert nach eigenen Angaben keine Waffen mehr an die Ukraine, sondern konzentriert sich auf die Bewaffnung des eigenen Landes. „Wir transferieren keine Waffen mehr an die Ukraine, weil wir uns selbst mit den modernsten Waffen ausrüsten“, sagte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Mittwoch im Sender Polsat News. Die polnische Armee solle in kurzer Zeit eine der stärksten Landarmeen Europas werden, fügte er hinzu.

Warschau war seit Kriegsbeginn einer der größten Unterstützer und Waffenlieferanten der Ukraine. Doch jüngst ist zwischen beiden Ländern ein Streit um Getreidelieferungen entbrannt. Ob die Entscheidung in Zusammenhang mit dem Streit steht, sagte Morawiecki nicht. Die Erklärung erfolgte wenige Stunden, nachdem Warschau in dem Konflikt den ukrainischen Botschafter einbestellt hatte, um gegen Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor den Vereinten Nationen zu protestieren.

Der Streit hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die klassische Exportroute für ukrainisches Getreide über das Schwarze Meer blockiert. Für den Transport über den Landweg verhängte die EU Handelsbeschränkungen gegen die Ukraine, um die örtlichen Landwirte zu schützen.

Am Freitag hatte die EU-Kommission die umstrittenen Handelseinschränkungen für beendet erklärt. Polen, Ungarn und die Slowakei kündigten aber umgehend an, sich nicht daran zu halten. Polen drohte zudem mit Importbeschränkungen auf weitere Produkte. Selenskyj sagte daraufhin am Dienstag bei der UNO, einige Länder täuschten Solidarität nur vor und unterstützten indirekt Russland. (afp)

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