Kolumne Vuvuzela 10: Armes Afrika, armer Analka!

Es ist so traurig! Afrikas Mannschaften fast alle raus. Wer trötet die Vuvuzelas, wenn ihr alle weg seid? Hätten wir das gewusst, hätten wir uns die ganzen Strapazen geschenkt.

Es ist so traurig! Kamerun-Löwen verschlucken sich an dänischem Knäckebrot (Dänemark! Wer braucht schon Dänemark?), sind schon draußen. Bafana-Dingsda (so nennen die Südafrikaner ihre Nationalmannschaft) steht kurz vorm Aus, genauso Nigerias Super Eagles („Super Adler“, so nennen die Nigerianer ihre Nationalmannschaft). Und die Elf Elfen um den heldenhaften Elfen-Didi Drogba (32) werden von Brasi-Blödmännern abgefertigt – schnief!

Bleibt noch Algerien – aber die sind ja nicht wirklich schwarz. Und Ghana. Aber die müssen wir – geht leider, leider nicht anders – am Mittwoch in der Schlacht von Johannesburg so weghauen wie Kevin-Prince Boateng (23, für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen)...

Wer trötet die Vuvuzelas, wenn ihr alle weg seid? Was nutzen uns die ganzen Infos über Südafrika (schlimm: viel Aids, viel Gewalt, wenig Jobs), die wir in den letzten Wochen gelernt haben? Bringt der Hitler-Sender ZDF weiter tolle Zebra-Berichte, wenn ihr nicht mehr dabei seid? Klar ist: Ohne euch ist die weltmeisterlichste Weltmeisterschaft der Welt weniger bunt, weniger laut, weniger fröhlich – weniger weltmeisterlich.

Nicht mal Afrika-Ersatz Frankreich (13 Schwarze im 23-Mann-Kader) kann helfen. In der Truppe von Trainer-Trottel Domenech (58) herrscht mehr Chaos als bei allen anderen Afrikanern zusammen: Nach Trainer-Beschimpfung in Halbzeitpause („Lass dich in den Arsch ficken, du dreckiger Hurensohn“), fliegt Nicolas Anelka (31) raus. Die Mannschaft verweigert das Training, Kapitän Patrice Evra (29) prügelt sich mit dem Konditionstrainer, Delegationschef Jean-Louis Valentin (46) schmeißt hin.

Aber Anelka (ab jetzt: Analka) hat ja recht! Unser Jogi (50) ist zwar spröder, aber keiner ist blöder als der Domenech: „Ich weiß nicht, was ich der Mannschaft sagen soll, ich bin sprachlos, habe keine Analyse.“ Was hätten Sie da als teuerster Spieler alle Zeiten (Analka: 8 Clubwechsel, 134,6 Millionen Euro Gesamtablöse!) diesem Trainer-Trottel gesagt?

Und, da wir schon so ehrlich sind, jetzt mal ganz im Ernst, Afrika: Hätten wir gewusst, dass wir dich vergessen können, hätten wir uns die ganzen Strapazen geschenkt (allein ARD und ZDF mit 550 Mitarbeitern vor Ort!). Du hättest die Mega-WM-Kosten (4,3 Milliarden Euro!) besser für Schulen, Krankenhäuser und Mülleimer ausgegeben. Und wir hätten die WM in unserem eigenen Land behalten. Denn bei aller Afrika-Liebe: Auf unseren Fan-Meilen tobte der Bär! Bei uns gab es mehr Tore, kaum Schiri-und-Torwart-Deppen, große Fußball-Feste. Und: In Handschuhen musste auch keiner spielen!

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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