Uranmunition für die Ukraine: Uran alleine reicht nicht

Die von den USA nun gelieferte Uranmunition ist weder dystopisch – noch wird sie den Krieg entscheiden. Wichtig für die Ukraine ist noch etwas anderes.

Ein Bagger hat Uranmunition geladen

Demnächst mit Uranummantelung? US-amerikanische Munitionslieferung für die Ukraine Foto: Alex Brandon/ap

Erst mal durchatmen: Die Uranmunition, die die USA an die Ukraine liefern wollen, ist weder das Teufelszeug, das den Dritten Weltkrieg auslöst, noch ein Wundermittel, das Russlands Angriffskrieg schlagartig beenden wird.

Bei Uran läuft schnell die Assoziationskette vom Kernkraftwerk zur Atombombe. Doch die Geschosse sind keine Atomwaffen. Sie gehören quasi zur Standardausrüstung amerikanischer Panzer. Abgereichertes Uran ist das, was übrig bleibt, wenn man anderes Uran anreichert – zum Beispiel für Brennstäbe von Kernkraftwerken. Es ist sehr dicht und kann Stahl durchdringen. Ideal also, um feindliche Panzer abzuschießen.

Partikel können bei Menschen schwere Krankheiten auslösen, wenn sie aufgenommen werden. Dieses Langzeitrisiko tritt in der Ukraine allerdings gegenüber den evidenten Schäden durch die russische Besatzung in den Hintergrund. Die Munitionslieferung dürfte in Deutschland dennoch wieder für eine Diskussion über eine mögliche Eskalation sorgen.

Dabei hatte Großbritannien bereits im Frühjahr eine ähnliche Lieferung angekündigt. Auch als russische Panzer mit der in Deutschland hergestellten Panzerfaust 3 abgeschossen wurden, hat man in Berlin weiter ruhig schlafen können. Genauso, als Haubitzen, Flakpanzer und Leopards aus deutschen Beständen geliefert wurden. Russland ist es weitgehend egal, womit sein Kriegsgerät zerstört wird.

Für die laufende Offensive eh zu spät

Allerdings wird auch diese Waffenlieferung allein nicht dazu führen, dass die russische Armee fluchtartig das Land verlässt. Die Stückzahlen sind zu klein. Nur 31 Abrams-Panzer wollen die USA liefern. Besser als nichts. Aber bei rund 1.000 Kilometern aktiver Frontlinie ist das homöopathisch. Auch kommen die Fahrzeuge erst im Laufe des Herbsts an. Für die laufende Offensive könnte das zu spät sein. Im Schlamm steckende Abrams-Panzer kommen auch mit Uranmunition nicht weit.

Was die Ukraine braucht, sind nicht nur neue und andere Waffen, sondern auch eine den Umständen entsprechende Quantität. Ihre Verbündeten müssen sich auf die industrielle Dimension dieses Kriegs einstellen. Es reicht nicht aus, ein bisschen in den Depots der eigenen Streitkräfte zu stöbern. Eigentlich sollte das mehr als 18 Monate nach Beginn des groß angelegten russischen Überfalls klar sein. Wenn sie wollen, haben die Nato-Länder die Kapazität, die Produktion hochzufahren. Rheinmetall konnte kürzlich auch neue Munition für den Flakpanzer Gepard herstellen, nachdem die nötigen Verträge da waren. Es geht, wenn man will.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1978, ist Autor und CvD der taz und berichtet seit 2011 für mehrere Tageszeitungen über Berlin, Brandenburg und Osteuropa.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.