Demo gegen Kürzungen bei Sozialer Arbeit: „Viele Kinder waren schockiert“

Mit einem breiten Bündnis wird zum Protest gegen Kürzungen bei der sozialen Arbeit der Bezirke aufgerufen. Eine der Organisator*innen: Simone Hermes.

Ein*e Erwachsene*r hält die Hand eines kleinen Kindes.

Auch, aber nicht nur die Kinder- und Jugendarbeit der Bezirke sieht sich großen Problemen gegenüber Foto: dpa

taz: Frau Hermes, Sie sind Mitorganisatorin der „Vallah es reicht! #unkürzbar-Demo“ und protestieren gegen Kürzungen in der Jugendhilfe. Was genau fordern Sie?

Simone Hermes: Die Projektfinanzierung in der sozialen Arbeit muss endlich aufhören, wir brauchen nachhaltige Strukturen, damit gute Arbeit möglich ist. Es darf nicht sein, dass Sozialarbeitende ihre Zeit dafür verwenden, sich um Projektgelder zu bemühen, diese Gelder zu verwalten und Sachberichte zu schrei­ben. Das muss aufhören.

Was wäre ein Beispiel für eine konkrete Lösung?

Es braucht dringend sichere und gute Räume. Das gilt für die Schule, genauso wie für die Suchthilfe oder die Wohnungslosenhilfe. Wir alle sind auf der Suche nach Räumen in gutem Zustand, Schimmel darf’s da nicht geben. Und dazu brauchen wir dringend mehr Geld.

Dabei hat der Senat einige Kürzungen in der Jugendhilfe doch schon wieder zurückgenommen.

Die Rücknahme dieser Kürzungen galt aber nur für die politische, kulturelle und queere Jugendarbeit. Mit den Kürzungen, die auf die Bezirke zukommen, hat das nichts zu tun.

Simone Hermes arbeitet seit vier Jahren als Sozialarbeiterin in der Jugendbeteiligung in Neukölln.

Aber So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen sind doch gerade überall gesucht. Wie sieht die Situation für die Einzelnen aus?

Für uns in der sozialen Arbeit ist es mittlerweile ganz normal, einen Nebenjob zu haben, der uns unsere Arbeit ermöglicht. Uns geht es nicht darum, reich zu werden, wir sind von Altersarmut bedroht. Das muss aufhören – wir brauchen dringend eine angemessene Finanzierung unserer Arbeit.

In dem Bündnis sind viele verschiedene Initiativen organisiert, von Ak­teu­r*in­nen aus der Suchthilfe bis hin zum Landesjugendring. Wie habt ihr als Protestbündnis zusammengefunden?

Uns als sozialem Bereich in Neukölln ist es wichtig zusammenzustehen – nicht nur innerhalb der Jugendhilfe, sondern auch mit der Wohnungslosen- und Suchthilfe. Gemeinsam wollten wir die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf uns aufmerksam machen: Eine Menge junger Menschen mit Plakaten und Trillerpfeifen sind hingegangen, haben sich ein Rederecht eingefordert und erklärt, wie wichtig ihnen die Orte der Jugend hier in Neukölln sind.

Viele Kinder und Jugendliche in Neukölln waren schockiert von den Haushaltskürzungen im sozialen Bereich, die der Senat gerade plant. Mehrfach haben sie sich an den Jugendhilfeausschuss gewandt, dort auch protestiert, aber ohne Erfolg. Die BVV weiß sehr genau um unsere Probleme. Deshalb haben wir uns zusammengetan und haben schnell Berlin-weite Unterstützung gefunden, um nun auch vor dem Abgeordnetenhaus zu protestieren. Denn dort wird die Verantwortung für die Kürzungen unserer Gelder getragen.

Die „Vallah es reicht! #unkürzbar-Demo“ beginnt am Donnerstag um 15.30 Uhr am Anhalter Bahnhof, von dort wird dann ein Protestzug gegen 16.30 Uhr zum Abgeordnetenhaus ziehen

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