Vorschlag zur Soli-Abschaffung: Entlastung am falschen Ende

In der Haushaltskasse herrscht Ebbe, trotzdem wollen Lindner und Habeck Unternehmen entlasten. Ob es der Wirtschaft dann besser geht, ist fraglich.

Christian Lindner (l, FDP), Bundesminister der Finanzen, und Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz beraten sich..

Christian Lindner und Robert Habeck wollen mit Steuersenkungen für Unternehmen die Konjunktur ankurbeln Foto: Kay Nietfeld/dpa

Haben Robert Habeck und Christian Lindner eigentlich komplett ihr Kurzzeitgedächtnis verloren? Oder glauben sie das vom Rest der Republik? Wie können die beiden Bundesminister sonst auf die Idee kommen, dass gerade jetzt die rechte Zeit sei für Steuergeschenke an die Unternehmen? Der Finanzminister will den Solidaritätszuschlag abschaffen; und auch der Wirtschaftsminister findet, dass die Unternehmen zu viele Steuern zahlen, um wettbewerbsfähig zu sein.

Dabei ist es erst wenige Wochen her, da stand Deutschland vor der größten Haushaltskrise der Bundesrepublik. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse riss im November ein milliardenschweres Loch in den Bundeshaushalt. An allen Ecken und Enden musste gespart werden, um es zu stopfen. Beim Klimafonds KTF wurde der Rotstift angesetzt, beim Bürgergeld ebenso. Dafür steigt der CO2-Preis schneller, ohne dass das Klimageld kommt.

Und die Landwirte haben ihre Protestschilder auch noch nicht wieder eingepackt. Etwas mehr als 12 Milliarden Euro plant die Bundesregierung derzeit an Steuereinnahmen durch den Solidaritätszuschlag ein. Den Großteil davon entrichten Unternehmen. Sollen diese in dieser Höhe steuerlich entlastet werden, dann muss das Geld an anderer Stelle gespart werden. So einfach ist die Rechnung.

Denn dass Union und FDP neuen Schulden in Form eines Sondervermögens oder gar einer Reform der Schuldenbremse zustimmen würden, ist derzeit höchst unwahrscheinlich. Habeck und Lindner hoffen, dass sie mit Steuersenkungen für Unternehmen die Konjunktur ankurbeln, doch sicher ist das keinesfalls. Denn es gibt keine Garantie, dass die Unternehmen die Steuerersparnis in Investitionen statt in Dividendenzahlungen stecken.

Fest steht hingegen, dass das Geld an anderer Stelle, wo es besser angelegt wäre, fehlen wird. Am Ende könnten Steuersenkungen dadurch der Konjunktur sogar schaden. Und das ist bloß der ökonomische Schaden, den Habeck und Lindner damit anrichten würden. Viel größer ist der politische Schaden, wenn sie mit ihren Steuersenkungsplänen Ernst machen. Im Kampf gegen die AfD könnte man die Ampelkoalition dann endgültig getrost vergessen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.