Dalai-Lama-Besuch: China beklagt "schwere Einmischung"

Peking reagiert gereizt auf das Treffen der Kanzlerin mit dem Dalai Lama und sieht "die deutsch-chinesischen Beziehungen untergraben" - die chinesischen Medien ignorierten das Treffen.

In Berlin sorgte er für Getümmel, von Chinas Medien wird er ignoriert: der Dalai Lama. Bild: reuters

PEKING taz Der Ton wird lauter, die Stimmung gereizter: Die chinesische Regierung hat das Treffen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Dalai Lama am vorigen Sonntag im Berliner Kanzleramt als "schwere Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" kritisiert. Die Begegnung habe dazu beigetragen, "die deutsch-chinesischen Beziehungen zu untergraben" und "die Gefühle des chinesischen Volkes verletzt", erklärte gestern die Sprecherin des Pekinger Außenministeriums, Jiang Yu, vor Journalisten.

Nach dem Gespräch zwischen Merkel und dem Dalai Lama hatte Chinas Außenminister Yang Jiechi ein geplantes Frühstück mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier am Rande der UNO in New York abgesagt - offiziell wegen Terminschwierigkeiten. Offenbar soll es aber nachgeholt werden, sagte Jiang gestern. Dabei wolle der Chinese Steinmeyer noch einmal die Position Pekings zu Tibet und zum Dalai Lama nahebringen.

Bereits am Freitag hatten die Chinesen eine Begegnung mit Justizministerin Brigitte Zypries im Rahmen des chinesisch-deutschen Rechtsstaatsdialogs in München abgesagt. Der deutsche Botschafter in Peking, Michael Schäfer, war ins chinesische Außenministerium einbestellt worden.

Während Berlin das Treffen als "Gedankenaustausch" mit dem Dalai Lama als religiöser Führer und Oberhaupt des tibetischen Buddhismus bezeichnet hatte, bekräftigte die Sprecherin in Peking gestern die Haltung der chinesischen Regierung. Danach ist der Tibeter "in Aktivitäten verwickelt, die das Vaterland spalten und die nationale Einheit untergraben".

Damit ignoriert die chinesische Führung - wie schon in der Vergangenheit - die vom Dalai Lama auch in Berlin wiederholte Beteuerung, dass er keineswegs ein unabhängiges Tibet, sondern die kulturelle und religiöse Eigenständigkeit seiner Heimat anstrebe. Tibet, so der Dalai Lama, solle Bestandteil der Volksrepublik bleiben, die das Dach der Welt 1951 besetzt hatte. Kanzlerin Merkel hatte den Wunsch nach Autonomie am Sonntag ausdrücklich unterstützt und zugleich erklärt, dass Deutschland Tibet als Teil Chinas anerkenne.

Wie weit "die Gefühle der Chinesen" durch die Begegnung zwischen dem Tibeter und der Kanzlerin wirklich verletzt sein können, ist nicht klar: Chinas Zeitungen und Rundfunk haben das Treffen ignoriert - wie alle Nachrichten, die mit dem Dalai Lama zusammenhängen.

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