Vorwahl der US-Republikaner: Gingrich räumt South Carolina ab

Nun hat Mitt Romney endlich Konkurrenz: In South Carolina siegte Newt Gingrich bei den republikanischen Vorwahlen. Das freut auch die Demokraten.

Sieger in South Carolina, aber noch lange nicht Präsident: Newt Gingrich. Bild: reuters

WASHINGTON taz | "USA – USA – USA" skandieren die Fans, während Newt Gingrich seinen Sieg feiert. Der ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses und Lobbyist hat alle anderen Kandidaten rechts überholt.

Mit 40 Prozent der Stimmen hat er klar gegen den Multimillionär Mitt Romney (28 Prozent), den katholischen Fundamentalisten Rick Santorum (17 Prozent) und den Anti-Interventionisten und Steuerstürmer Ron Paul (13 Prozent) gesiegt.

In einer kämpferischen Rede wettertE Gingrich am Samstagabend gegen den "Lebensmittelmarkenpräsidenten" mit den "linksextremistischen Freunden in San Francisco", gegen die "Eliten in New York und Washington" und gegen die "Schwäche" der USA in Saudi-Arabien, Iran. Und er verspricht, dass er als Präsident "fanatisch antireligiöse Richter", von denen er einen namentlich nennt, "eliminieren" werde.

"So wie South Carolina entscheidet die Nation", heißt es in den USA. Denn traditionell tippen die Wähler in dem Bundesstaat bei Vorwahlen auf den Kandidaten, der am Ende nominiert wird. Doch dieses Mal zeigen die ersten Vorwahlen dieser Saison in dem konservativen Bundesstaat im Süden vor allem eine zutiefst gespaltene republikanische Partei, der eine lange und komplizierte Entscheidung über ihren künftigen Präsidentschaftskandidaten bevorsteht.

Nach Vorwahlen in drei Bundesstaaten haben die Republikaner drei Sieger, die drei unterschiedliche Flügel repräsentieren: Santorum, der knapp in Iowa gewann und die christlichen Fundamentalisten hinter sich hat; Romney, der einen klaren Sieg in seinem heimischen Staat New Hampshire erzielte und vom Partei-Establishment unterstützt wird; und Gingrich, der aus dem benachbarten Südstaat Georgia stammt, und einen Teil jener radikal rechten Basis erobert hat, der in den vergangenen Monaten als Tea Party auf die Straße ging.

Viele Ressentiments

Noch Anfang dieses Jahres sah es so aus, als läge Gingrichs Zukunft als Präsidentschaftskandidat bereits hinter ihm. Negative Werbespots von Romney-Unterstütztern hatten ihn in Iowa auf einen schwachen vierten Platz (13 Prozent der Stimmen) gedrängt.

Die Anti-Gingrich-Werbespots beschrieben einen Politiker, der vorgibt, gegen "das Establishment" zu kämpfen und selbst seit Jahrzehnten Washingtoner Insider ist, einen ehemaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, der auch in der eigenen Partei viele vor den Kopf gestoßen hat, einen Lobbyisten, der bei der Hypothekenbank "Freddie Mac" während der Immobilienblase mehr als 1,6 Millionen Dollar kassiert hat, und einen windigen Privatmann, der im Augenblick mit seiner dritten Ehefrau und seiner dritten Religion lebt.

Doch der 68-jährige Gingrich schaffte in South Carolina ein spektakuläres Comeback. In dem Südstaat, wo Sklaverei und Bürgerkrieg bis heute nachwirken und wo das republikanische Publikum überwiegend weiß ist, jonglierte er geschickt mit Ressentiments.

Für Kinderarbeit

Bei einer Fernseh-Debatte zitiert er emphatisch den siebten US-Präsidenten Andrew Jackson. Gingrich: "Er hatte eine klare Position dazu, was mit den Feinden Amerikas geschehen soll: Kill them". Das republikanische Publikum applaudiert begeistert. Am nächsten Tag erinnert die Zeitung Indian Country Today daran, dass Jackson jener Präsident war, der die Deportationen der Ureinwohner organisiert hatte.

Auch Gingrichs täglich mehrfach wiederholter Spruch, Obama sei der "Präsident der Lebensmittelmarken", richtet sich gegen eine Minderheit. Das Publikum in South Carolina weiß, dass ein hoher Anteil jener, die Lebensmittelmarken beziehen, schwarz sind. In dieselbe Richtung geht Gingrichs Vorschlag zur Abschaffung des Arbeitsverbotes für Kinder aus armen Familien: Er will sie als Hilfshausmeister engagieren – weil das billiger sei, als nach "Gewerkschaftstarifen" bezahlte Hausmeister, und weil die Kinder auf diese Art "lernen, was Arbeit ist".

Rechtzeitig vor den Wahlen in South Carolina bekommen Gingrichs Unterstützer einen 5-Millionen-Dollar-Scheck von einem Kasino-Besitzer aus Las Vegas. Als Retourkutsche gegen Romney verbreiten sie einen anklagenden Film über die Arbeitsplätze, die Romney mit seinem Private-Equity-Unternehmen vernichtet hat.

"Jämmerliche Mainstream-Medien"

Zwei Tage vor der Vorwahl in South Carolina platzt eine private Bombe in Gingrichs Wahlkampf. Der Fernsehsender ABC veröffentlicht ein Interview mit seiner zweiten Ex-Frau, die ihn nicht nur der Untreue bezichtigt, sondern auch sagt, er habe ihr eine "offene Beziehung" vorgeschlagen. Gingrich schafft es, die Aufmerksamkeit mit einer Gegenattacke abzulenken. Er greift die "jämmerlichen Mainstream-Medien" an. In South Carolina gefällt das. Er bekommt stehende Ovationen von dem republikanischen Publikum.

Nach South Carolina wollen alle vier Republikaner im Rennen bleiben. Ihre nächste Station ist Florida, wo am 31. Januar die Vorwahl stattfindet. In Florida ist die Bevölkerung – unter anderem wegen des Zuzugs von Rentnern aus allen Teilen der USA und Einwanderern aus Lateinamerika – weniger homogen und weniger wertkonservativ als in South Carolina.

Außer Gingrich und seinen Anhängern jubilieren nach den Vorwahlen von South Carolina auch manche Demokraten. Sie halten Gingrich für den einfachsten Gegner für das bevorstehende Duell mit dem demokratischen Präsidenten. Gingrich ist ein klarer politischer Gegenentwurf, ein starker Antipathie-Träger und jemand, der bekannt für seine lange Serie von Eigentoren ist. "We can beat that bastard", freut sich eine Demokratin am Wahlabend in Washington.

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