Sondervermögen ist sicher: Keine Sperre für die Bundeswehr

Nach dem Karlsruher Haushaltsurteil bangen alle Ministerien. Verteidigungsminister Pistorius kann sich entspannen. Das Sondervermögen ist ausgenommen.

Eine Soldatin steht vor einem Panzer mit Gewehr

Eine Soldatin steht vor Militärtechnik beim Antrittsbesuch von Boris Pistorius im Juli Foto: Christoph Hardt/imago

BERLIN taz | Das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus der vergangenen Woche hat zu einem Erdbeben in der Ampel-Koalition geführt. Und die Bundesregierung steht vor einem finanzpolitischen Scherbenhaufen. Um sich Zeit zu verschaffen, wie das verfassungswidrig verplante Geld doch noch eingespart werden kann, wird um einzelne Etats und Posten in den Ministerien gefeilscht. Vor allem die Diskussion um Kürzungen bei Sozialvorhaben ist in vollem Gange. Klimapolitische Projekte müssen ganz neu gedacht werden.

Nur Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kann sich entspannen: Das Sondervermögen für die Bundeswehr ist ausgenommen von der Haushaltssperre. „In gemeinsamer abschließender Abstimmung mit dem Bundesministerium der Finanzen konnten wir klarstellen, dass das Sondervermögen Bundeswehr von den Vorgaben der Haushaltssperre ausgenommen ist und die Verpflichtungsermächtigungen aus dem Wirtschaftsplan 2023 des Sondervermögens keiner Sperre unterliegen“, teilte das Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. Damit kann Pistorius Bundeswehrprojekte gewährleisten, die nicht nur über das Sondervermögen finanziert werden, sondern weitere Mittel brauchen.

Zuvor hatte ein Bericht in der Augsburger Allgemeinen für Aufregung gesorgt. Darin wird berichtet, dass das Finanzministerium als Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Zahlungen des Verteidigungsministeriums aus dem Sondervermögen stoppt. Die Zeitung berief sich dabei auf ein Schreiben des Ressorts von Minister Pistorius.

„Diese Aussage ist unzutreffend“, kommentierte man scharf aus Pistorius’ Ministerium. Und betonte, dass die von Finanzminister Christian Lindner (FDP) verhängte Haushaltssperre sich nur auf die im Bundeshaushalt 2023 noch verfügbaren Verpflichtungsermächtigungen beziehe. Aber auch diese Sperre ist in Kriegszeiten aufgehoben. „Die restliche Finanzierung ab 2028 soll dann durch den Einzelplan 14 abgedeckt werden“, heißt es weiter.

Sondervermögen im Grundgesetz

Das Verteidigungsministerium hatte als „Vorsichtsmaßnahme“ – während die Folgen des Karlsruher Urteils in allen Ressorts geprüft werden – Maßnahmen im Rahmen der Verpflichtungsermächtigungen gesperrt.

Das Bundesverfassungsgericht hatte am Mittwoch voriger Woche der Bundesregierung 60 Milliarden Euro im Klima- und Transformationsfonds (KTF) gestrichen, weil die Übertragung früherer Corona-Kreditermächtigungen auf den Fonds verfassungswidrig war. Als Reaktion darauf will die Regierung auch den Energie-Krisenfonds WSF zum Jahresende 2023 einstellen, da sich dieser aus Kreditermächtigungen speist, die 2022 unter Aussetzung der Schuldenbremse mit der Begründung einer außergewöhnlichen Notlage aufgenommen wurden. Das Geld wird aber größtenteils erst in diesem Jahr ausgegeben.

Das Sondervermögen für die Bundeswehr über 100 Milliarden Euro wurde kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Ende Februar 2022 eingesetzt. Dieses Sondervermögen speist sich ebenfalls aus Kreditermächtigungen – ist aber nicht von der Sperre betroffen. Warum? Für das Sondervermögen wurde das Grundgesetz geändert, mit Unterstützung der Union. Darin wurde festgehalten, dass das Sondervermögen der Bundeswehr nicht unter die Schuldenbremse fällt.

Internationale Zusagen in Milliardenhöhe

Ziel des Verteidigungsministeriums ist es, die Bundeswehr für die Landes- und Bündnisverteidigung „zu ertüchtigen“. Zudem soll gewährleistet werden, dass Deutschland das Nato-Ziel erreicht, zwei Prozent des Bruttoninlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Seitdem das Sondervermögen eingesetzt ist, hat Verteidigungsminister Pistorius Kriegsgerät und Unterstützung für die Ukraine in Milliardenhöhe zugesagt.

Zudem soll eine neue Brigade dauerhaft in Litauen stationiert werden. Für rund 4.000 Soldat:innen, die dort im Einsatz sein sollen, braucht es Kasernen, Infrastruktur und Geldzulagen, um die verbindliche Zusage einhalten zu können. Hinzu kommt nun der Krieg im Nahen Osten, der Spezialkräfte bindet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.