Start des tazlab 2012: Ein Tagestrip ins gute Leben

Das dritte tazlab hat begonnen. Einen Tag geht es um „Das gute Leben: Es gibt Alternativen“. Mit 1.500 Besuchern ist das Berliner Haus der Kulturen der Welt so gut wie ausverkauft.

Hier tobt das gute Leben: Das Berliner Haus der Kulturen der Welt. Bild: Wolfgang Borrs

Stimmt doch gar nicht, dass alle Welt nörgelt, wenn sie nicht am Samstag ausschlafen darf: Nicht jedenfalls jene Frauen und Männer (und ihre Kinder), die seit halb neun Uhr an diesem Samstag ins Berliner Haus der Kulturen der Welt strömen. Und zwar zum Auftakt des 3. taz.lab, des taz-Kongress – dieses Jahr unter dem Titel „Das gute Leben: Es gibt Alternativen“.

Das heißt: alles ausverkauft bei diesem Forum der Debatten um gesellschaftliche Alternativen – wie taz-Chefredakteurin Ines Pohl und Bernd Scherer, Intendant des renommierten Haus der Kulturen der Welt am Bundeskanzlerinnenamt, in ihren Grußworten betonten.

Gespannt äußerten sich BesucherInnen, wie sich vor allem die angereiste Politprominenz zu brandaktuellen Fragen äußern wird: Wie wird Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Phantasie vom guten Leben ausmalen – mit oder ohne die Piratenpartei in der deutschen Parteienlandschaft? Wie stellen sich die Piraten selbst ihre Zukunft in mutmaßlich bald allen Parlamenten der Republik vor? Haben Sie Ideen, Projekte, Anliegen – oder reicht ihnen, dass sie von allen links von der Mitte heftig gestreichelt?

Wie wird Robert Habeck, Schleswig-Holsteins Spitzenkandidat der Grünen zur dort anstehenden Landtagswahl, die böseste aller bösen Fragen beantworten: Könnte für ihn ein Bündnis in Kiel mit der Union nützlich sein – auf das zwischen Nord- und Ostsee bald ökologisches Umdenken auch regierungsamtlich beginnen kann?

Wieviel freie Zeit hat Sahra Wagenknecht?

Nicht minder interessant, so gaben die Besucher am tazpresso-Mobil am Eingang des Haus der Kulturen der Welt kund, werde sein, wie Sahra Wagenknecht sich der Frage widmet, einerseits eine Politikerin ohne freie Zeit zu sein und andererseits sich nichts sehnlicher zu wünschen als eben dies – mehr freie Zeit für Privates. Oder, wie es eine taz.lab-Besucherin formulierte, flunkert die Spitzenkraft der Linken: Und hat gar kein Interesse an einer Zeit, die sie selbst bestimmen müsste? Hartmut Rosa, Philosoph zur Entschleunigung, wird ihr da schon auf den Zahn fühlen: Wie ehrlich meinen es Alternative, wie aufrichtig sind taz-Lesende, wenn sie angeben, Zeit sei ihr kostbarstes Gut, frei verfügbare Zeit?

Einige Gäste des taz.lab, das nicht minder den Erfolg der taz-Genossenschaft zu deren 20. Geburtstag feiert, sind auch eine Spur enttäuscht: Lina ben Mhenni, politische Bloggerin aus Tunis und taz-LeserInnen bekannt, musste ihre Reise nach Berlin absagen; bei polizeilichen Übergriffen, so schrieb sie den Organisatoren des taz.lab, sei sie am Bein und an den Füßen verletzt worden. Aber, so schwor sie, via Skype werde sie mit dem Publikum und anderen in der Debatte zur Bilanz der Arabischen Revolution sprechen: Wie sehr braucht die syrische Opposition nun Hilfe aus dem westlichen Ausland?

Leider musste auch Ursula Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau absagen, ebenfalls krankheitshalber; mit größtem Bedauern zog ferner der Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Nils Minkmar, seine Zusage zurück, beim Panel „Revolution Now!“ zu allen Fragen einer globalen Protestbewegung wider die Finanzjongleure an Börsen und in Regierung zurück.

Psychoaktive Substanzen auf dem Dach

Zugesagt hat dafür Christian Rätsch, morgens gleich beim Auftakt als Kritiker überbordender Tierliebe mit von der Partie, mittags um 13 Uhr im Zelt auf dem Dach des Haus des Kulturen der Welt einen Vortrag zu seinem Spezialgebiet zu halten: „Der gute Trip – Grundlagen eines Bewusstseins von psychoaktiven Substanzen“.

Bis zum Abend rechnen die Organisatoren mit einer Fülle von Strittigkeiten und Versöhnungen, inhaltlich wie menschlich. Konny Gellenbeck, Chefin der taz-Genossenschaft, sagte taz.de: „Dieses taz.lab zum Geburtstag der taz-Genossenschaft zeigt, wo das größte Kapital der taz liegt – bei seinem Publikum. So feiern wir noch in 20 Jahren.“ Obowhl ausverkauft ist, können Kurzentschlossene ihr Glück noch versuchen: Wenn Leute früher gehen, werden neue Plätze frei.

Das Event geht bis in die Nacht hinein. Das Abendprogramm wird moderiert von der einstigen taz-Chefredakteurin Elke Schmitter sowie Deniz Yücel, taz-Redakteur und diesjähriger Kurt-Tucholsky-Preisträger. Yücel zu taz.de: „Dieser Tag ist ein Trip. Wartet erst auf das Showprogramm!“

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