Panter Preis 2014: Die Neinsager

LeserInnen und Jury zeichneten Engagement gegen Rassismus und für Menschenrechte im Netz aus.

Bild: Hein-Godehart Petschulat

Jurymitglied und taz-Auslandsredakteur Bernd Pickert redet sich während der Laudatio auf die PanterpreisgewinnerInnen in Rage: „Wie krank muss eine Gesellschaft sein, um Schutzsuchende einzusperren und abschieben zu wollen?“ Seit 2002 engagieren sich die „Women in Exile“ für diese Schutzsuchenden. Sie unterstützen Flüchtlingsfrauen, weil sie immer wieder die Erfahrung einer doppelten Diskriminierung machen: durch rassistischen Gesetze für Asylbewerber und als Frauen.

Die rund ein Dutzend Aktivistinnen organisieren Treffen und Seminare in den Heimen: Sie informieren über die Gesetzeslage und dokumentieren Beschwerden. Für ihr Engagement kürten die LeserInnen die Gruppe als Gewinner des taz Panter Preises 2014. 5.500 Menschen haben online über den Publikumspreis abgestimmt. Zum zehnten Mal wurde der taz Panter Preis am Samstag vergeben.

Neben engagierten Einzelpersonen können seit vergangenem Jahr auch Vereine und Gruppen am Preis teilnehmen. Rund 200 Vorschläge gingen bei der taz ein, sechs wurden nominiert, zwei erhielten einen Preis: Eine Jury bestimmte die anderen Gewinner des Abends: die Datenschutzaktivisten von „Digitalcourage“.

„Die Leute haben uns den Vogel gezeigt“, sagt Rena Tangens in ihrer Dankesrede, „als wir in den 80ern gesagt haben, in Zukunft werden Leute über Computer kommunizieren.“ Der Verein setzt sich seit 1987 für Bürgerrechte und Datenschutz ein. Seit seiner Gründung konnte der Verein viele Erfolge vorweisen, wie das Verhindern von RFID-Chips in Payback-Karten oder die gelungene Verfassungsbeschwerde gegen den elektronischen Entgeltnachweis Elena.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Erfolge kann auch Andy Gheorghiu verzeichnen, sogar ganz frische: Nachdem Nordhessen einem kanadischen Frackingunternehmen verweigerte, das Gebiet Adler South zu erschließen, habe das Unternehmen seine Klage dagegen zurückgezogen, verkündete er auf der Bühne. Auch im benachbarten Nordrhein-Westfalen übergeben die Fracker die Felder zurück. Privat suche Andy allerdings weiterhin nach einem Sponsor für seine Arbeit. Nachdem er seinen Job bei der Stadt Korbach gekündigt hatte, ist er mit seinem Engagement gegen Fracking zwar nicht arbeitslos, wie er sagt, jedoch ohne Lohn.

Auch wenn der Lohn der AktivistInnen nicht immer gesichert ist, die Anerkennung ihres Engagements ist ihnen dafür sicher. „Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!?“, sagte Namensgeber des Preises, Kurt Tucholsky, der unter dem Pseudonym „Peter Panter“ schrieb.

„Nein zu sagen, gegen jede Form von Unrecht ist die Pflicht eines jeden Menschen", sagte Helmut Richard Brox zu den Moderatoren Katty Salié und Gereon Asmuth. In über 25 Jahren Leben auf der Straße hat er Adressen auf seiner Homepage zusammengetragen, bei denen die Wohnungslosen mit Würde behandelt werden.

Gegen Ende des Jahres organisiert er eine Charityveranstaltung mit dem Investigativjournalisten Günter Wallraff. Und auch das Publikum im Deutschen Theater unterstützte ihn und die anderen Engagierten, indem sie Geld für alle sammelten, die keinen Preis gewannen.

Neben der Gewinnergruppe „Women in Exile“ waren zwei weitere Projekte nominiert, die für die Rechte von Flüchtlingen und gegen Rassismus antreten. „1953 International“, Fans von Dynamo Dresden, laden Flüchtlinge zu Spielen ein, organisieren Trainingcamp mit Flüchtlingskindern und engagieren sich gegen Rassismus in der Fanszene. Das Bündnis für Menschlichkeit Dingolshausen setzt sich für Asylbewerber in der Gemeinde ein.